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Ein Parkbereich mit Schotterwegen und Blumenbeeten vor einem einladenden, langezogenen einstöckigen Gebäude.
Bildinfo: In Bad Hall (OÖ) werden spezielle Augenbehandlungen mit dem örtlichen Heilmittel Jodsole geboten – einzigartig in Österreich. © EurothermenResort Bad Hall

Thema: Kur

Die Kur hat dich von der Krankheit kuriert, aber wer kuriert dich von der Kur? (angeblich Marie von Ebner-Eschenbach) - Ein Themenabend-Nachbericht

Erfahrungsberichte

Vordergründig drehte sich unser letzter Themenabend im Monat April um ein Gesundheitsthema. Marion Putzer-Schimack stellte sich und auch den anwesenden Zuhörer:innen die Frage, wie das wohl ist, wenn blinde oder seheingeschränkte Menschen auf Kur fahren (sollen). Manch einer wundert sich vielleicht, was an dieser Frage so diskussionswürdig ist, doch wie wir gehört haben, lässt sich darüber allerhand berichten. Unsere drei Gäste Janine, Helmut und Karin erzählten uns ihre Erfahrungen:

Janine, vollständig erblindet, ist wegen eines Bandscheibenvorfalls auf Kur gefahren. Helmut ist ebenfalls vollständig blind und wollte wegen einer halbseitigen spastischen Lähmung auf Kur gehen. Karin verbleibt ca. 1% Sehrest, und sie hat Probleme mit der Wirbelsäule, den Schultern und Händen. Deswegen war sie schon öfters auf Kur. Zum Themenabend hat sie sich live aus ihrer momentanen Kur in Saalfelden dazu geschaltet.   

Gibt es eine Kur gegen Nicht-Wissen?

Erstaunlich ist es, dass alle drei sowohl im Vorfeld der Kur als auch im Kurhaus selbst auf weitreichende Nicht-Kenntnis der Situation von blinden oder sehbehinderten Menschen gestoßen sind. „Die Mediziner:innen und Dienstaufsichten schätzen dich als kompletten Pflegefall ein, wenn sie erfahren, dass du blind bist. Es scheint gar nicht klar zu sein, dass wir großteils selbstständig unterwegs sein können.“, so die ernüchternde Diagnose von Helmut. Er wurde in den ersten drei angefragten Kurhäusern abgelehnt, weil der Einrichtung die Verantwortung angesichts seiner Situation zu groß erschien. Dahinter steht wohl bewusst oder unbewusst der defizitorientierte Blick auf die Behinderung, keinesfalls das Wissen darum, dass die betroffenen Menschen sehr wohl Vieles machen können, sei es mit oder ohne Hilfsmittel. Helmut musste sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, um das medizinische Personal sehen zu lassen, dass die Kur aufgrund seiner spastischen Lähmung verordnet wurde und er selbst aufgrund seiner Blindheit KEIN vollständiger Pflegefall war.

Helmut plädiert dafür, bereits im Vorfeld so viel wie möglich per Telefon abzuklären. Auf diesem Weg konnte er die Einrichtung auf der Lassnitzhöhe davon überzeugen, dass er ohne eigenen Pfleger klarkommen würde. Er meldete beispielsweise schon vorab, dass es für ihn schwierig ist, einen Tisch wiederzufinden und dass Selbstbedienung beim Essen nicht funktioniert. Ebenso dass er gegebenenfalls Hilfe für das Aufschneiden von Speisen braucht, weil er nur eine funktionierende Hand hat. Für Janine war es aufwändiger, die Aufnahme in einer Kuranstalt zu erreichen. Sie musste im Vorfeld nach Baden in die Kureinrichtung Peterhof fahren, wurde durchs Haus geführt und erst danach erhielt sie die Zusage zur Aufnahme. Die angegebene Pflegestufe Vier, die allerdings jede blinde Person in Österreich erhält, hatte die Einrichtung im Vorfeld abgeschreckt.

Das Ankommen und Zurecht-Finden

Ein aufregender Moment war für unsere Gäste ihre jeweilige Aufnahme in die Kuranstalt. Denn da gibt es im Normalfall jede Menge Formulare auf Papier auszufüllen. Janine hatte großes Glück, denn die Dame bei der Aufnahme war durch ihren blinden Vater für das Thema sensibilisiert worden. Helmut empfahl, auch hier so viele Informationen bzw. Daten wie möglich bereits im Vorfeld elektronisch auszutauschen. Das erleichterte den Moment der Aufnahme. Auch die Handhabe von Touchscreens bei der Menüauswahl kann zu Umständen führen. Da ist es eine vermeintlich gute Nachricht, dass es in manchen Einrichtungen zumindest einen Therapieplan via App aufs Handy gibt, wie Karin aus Saalfelden berichtete. So einen Plan kann man dann mittels Sprachausgabe leicht lesen. Allerdings muss er regelmäßig aktualisiert werden, was nicht unbedingt der Fall ist. Dafür machte Karin beim Ankommen leider die Erfahrung, dass es ums diplomatische Gespür beim Personal nicht so gut bestellt war. Ihre Freundin, die sie zur Hilfestellung begleitet hatte, wurde gleich wieder heimgeschickt: „Wir helfen ihr hier.“, bekam sie zu hören. Allerdings erhielt Karin wenig später keinerlei Hilfestellung als es darum ging, sich daheim vergessene Allergietropfen aus der Apotheke zu besorgen. Helmut war auch in dieser Hinsicht bestens vorbereitet. Die Medikamente für seine Kur hatte er bereits daheim vorsortieren lassen, um Pflegern oder Schwestern keinen zusätzlichen Aufwand zu verursachen.

Die nächsten herausfordernden Schritte bei einer Kur sind das Kennenlernen des Hauses und das Sich-Alleine-Zurecht-Finden. Bei Janine war es leider ziemlich schwierig. Durch ihre Gleichgewichtsprobleme fand sie lange keinen richtigen Halt. Außerdem war das Kurhaus sehr groß. Janine war darum dankbar, dass sie von Zivis oder einer Pflegeassistentin zu den Therapien geholt wurde.

Ganz anders bei Karin, die sich nach dem erstmaligen Abgehen und Durchfragen alleine zurechtfinden kann. „Das Haus ist klein und die Therapien finden eher im Untergeschoss statt. Der Lift kann sprechen und die Treppen haben eine Aufrauhung. Es ist relativ barrierefrei.“, meint sie. Auch Helmut berichtete, dass er nach ein paar Tagen wusste, wohin er für welche Therapie musste. Schwierigkeiten hatte Karin allerdings mit ihrer Essensbestellung, die in der Kureinrichtung mittels eines speziellen Stiftes auf einem Touchscreen erledigt werden musste. Hätte sich nicht eine Bekannte aus dem Nachbarzimmer bereit erklärt, Karin zu helfen, wäre sie ohne Essen geblieben. Das Personal im Kurhaus nahm sich dafür keine Zeit.

Wie ist es mit dem Sozialleben auf der Kur?

Janine beantwortete diese Frage folgendermaßen: „Ich bin Deutsche und somit ein wenig Exotin.“ Höfliche Konversation wurde durchaus betrieben, aber sie hatte doch das Gefühl, dass es so eine Art Kern der Alteingesessenen gab und die Leute eher unter sich sein wollten. Den meisten Spaß hatte Janine jedenfalls mit Therapeut:innen und den Kellner:innen, die ihr das Essen zum Tisch brachten.

Helmut attestierte sich selbst, sehr kontaktfreudig zu sein und sich nicht zu scheuen, mit Leuten, die nett erscheinen, ein Gespräch anzufangen. Darum hält er sich gerne in der Cafeteria oder deren Nähe auf. Problematisch waren für Helmut allerdings Automaten mit Touchscreens, Cafeterien ohne Bankomatkasse und der Weg zum Bankomaten, solange er nicht bekannt war. Er sagt: „Zum Glück hat mich meine Mutter auf der Lassnitzhöhe regelmäßig besucht und mich mit Bargeld versorgt. (…) Wenn du kontaktfreudig bist, wirst du zum Botschafter über das Blind-Leben.“

Karin wiederum erzählte, dass die Therapien in der Gruppe gut funktionieren, z.B. die Unter-Wasser-Gymnastik. Allerdings macht sie auch auf der Kur die Erfahrung, dass die Leute meistens über sie reden anstatt mit ihr. Sie hat sich während der Kur in Saalfelden mit Gaby angefreundet, die einen gehörlosen Bruder hat, wodurch auch sie solche Probleme kennt. Abgesehen von dieser neuen Freundin fallen für Karin Sozialkontakte flach, was ihr aber nichts ausmacht, denn sie hat ein starkes Bedürfnis nach Ruhe und möchte sich erholen. Allerdings stimmt es einen schon nachdenklich, wenn die sehende Freundin Gaby am Abend von der Gruppe gefragt wird, ob sie mitgehen mag, aber die nicht-sehende Karin von vornherein gar nicht gefragt wird.

Große Vielfalt an Erfahrungen

So unterschiedlich sind die Erfahrungen, die unsere Gäste auf ihrer Kur mach(t)en. Unterschiedlich sind natürlich auch die Bedürfnisse jeder betroffenen Person. Generell wurde den Zivis und Therapeut:innen attestiert, dass sie eine super Hilfe waren. Ein Zuhörer unseres Themenabends erzählte von seiner Kur in Aflenz, wo ihm sogar ein eigener Zivi zur Unterstützung zur Seite gestellt wurde.

Einer Zuhörerin wurde im Vorfeld gesagt, dass sie nicht ohne Begleitperson zur Kur nach Bad Erlach kommen könne. Zum Glück hatte ihre Mutter Zeit und die Kosten dafür wurden von der Kassa übernommen. Die Mutter konnte z.B. das Ausfüllen der Formulare übernehmen und war auch sonst in jeder Hinsicht hilfreich, denn das Haus war schwierig in Punkto Orientierung. Doch nicht jede/r hat eine Begleitperson, die zur Kur mitkommen kann.

Ein anderer Zuhörer erzählte uns von seinen relativ guten Erfahrungen in Bad Hall, wo es unter anderem Augenbehandlungen gibt. Das Haus ist von der Größe her überschaubar, vollblinde Menschen kommen mit Begleitung, der Therapieplan kann als pdf aufs Handy geschickt werden. Man kann sogar Hunde mitbringen! Früher wurden Mittag- und Abendessen serviert, was nun aufgrund von Personalmangel nicht mehr möglich ist.

Wir freuen uns über die hohe Beteiligung am Themenabend und über vielfältige Erfahrungsberichte! Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben! Klar ist nach diesem Austausch: jeder macht(e) andere Erfahrungen, dennoch gibt es immer wieder Dinge, die wir doch alle schon mal erlebt haben. Wenn jemand gute Erfahrungen auf der Kur machen möchte, braucht er oder sie auf jeden Fall sehr viel Eigeninitiative, detaillierte Vorbereitungen und einen starken Willen.

Pures Audio.

Im Vordergrund Pawel, er reibt seine Hände und lacht, auf dem Tisch vor ihm ein Mischpult. Ihm gegenüber sitzen 4 Jugendliche im Studio.
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Die VJA im Radio Orange.

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Ein großes Dankeschön an den Lions Club Wien Vindobona!

Vier Herren stehend lachend vor einem Auto, dessen Tür geöffnet ist. Auf der Tür ein Aufkleber mit den Logos und einem Text im gelben Herzen: Danke für diesen Einsatzwagen, lieber Lions Club!
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Der Lions Club Wien Vindobona unterstützt den BSV WNB mit einem neuen Einsatzwagen.